Konfigurations- und Variantenmanagement
Vielfalt beherrschen – und den digitalen Faden behalten
Moderne Produkte sind selten in nur einer Ausführung verfügbar. Unterschiedliche Märkte, Kundenanforderungen, technische Plattformen und Innovationen führen zu einer Vielzahl an Versionen und Varianten.
Konfigurations- und Variantenmanagement sorgt dafür, dass diese Vielfalt strukturiert bleibt – über alle Disziplinen, Entwicklungsstufen und Versionen hinweg. Es ist der systematische Prozess der Verwaltung und Kontrolle von Änderungen an Anforderungen, Design-Elementen, Software, Hardware und IT-Infrastrukturen mit dem Ziel, Konsistenz, Nachvollziehbarkeit und Stabilität hinsichtlich Änderungen sicherzustellen und vollständige Reproduzierbarkeit des Produktes in seinen Varianten und Versionen zu gewährleisten. Idealerweise spannt Konfigurations- und Variantenmanagement den Kontext über alle Domänen und Engineering Disziplinen, die in die Entwicklung, Produktion und den Service eines Systems involviert sind und berücksichtigt zudem die korrekte Zuordnung von Entwicklungsartefakten über Varianten und Versionen hinweg.
Damit wird Konfigurations- und Variantenmanagement zu einer zentralen Voraussetzung für den Digital Thread – den digitalen roten Faden, der alle Artefakte eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg miteinander verbindet.
Konfigurations- und Variantenmanagement im Kontext des Digital Thread
Diese Fähigkeit ist die methodische Grundlage für den Digital Thread. Vielfältige Ausprägungen eines Produktes müssen konsistent und reproduzierbar kontrolliert werden. Damit diese Kontrolle auch über alle beteiligten Disziplinen gewährleistet ist, braucht es ein Globales Konfigurations- und Variantenmanagement.
Diese Methode beschreibt die Fähigkeit, Artefakte aller am Projekt beteiligter Disziplinen – wie Anforderungen, Modelle, Testfälle oder Dokumentationen – miteinander zu verbinden und so den digitalen Zusammenhang herzustellen. Sie ist das Werkzeug, das sichtbar macht, welche Artefakte in welcher Variante tatsächlich zusammengehören und welche Abhängigkeiten es gibt, beispielsweise bei Varianten-übergreifend gemeinsam genutzten Artefakten.
Die technische Voraussetzung für den Digital Thread ist die Fähigkeit, einzelne Artefakte individuell und eindeutig zu adressieren, wie es beispielsweise der OSLC Standard ermöglicht (OSLC – Open Services for Lifecycle Collaboration).
Im Zusammenspiel von Globalem Konfigurationsmanagement und OSLC entsteht ein durchgängiger Digital Thread:
Ein roter Faden, der alle Versionen, Varianten, Änderungen und Abhängigkeiten über alle Lifecycle-Disziplinen miteinander verknüpft – von der Anforderung über das Modell bis hin zum Test und zur Freigabe.
Warum Konfigurations- und Variantenmanagement entscheidend ist
Ohne Konfigurations- und Variantenmanagement inklusive der Möglichkeit, globale Konfigurationen zu managen, verliert eine Entwicklungsorganisation schnell den Überblick über Versionen, Stände und Abhängigkeiten. Teams arbeiten parallel an unterschiedlichen Varianten oder Versionen. Wenn die Engineering-Artefakte und deren Abhängigkeiten manuell gepflegt werden, können sehr schnell Inkonsistenzen entstehen zwischen Anforderungen, Modellen und Tests.
Ein gut aufgesetztes Konfigurations- und Variantenmanagement schafft hier Struktur und Effizienz. Es ermöglicht:
- Konsistenz: Jede Version und jede Variante bleibt technisch nachvollziehbar und dokumentiert.
- Effizienz: Engineering-Artefakte können gemeinsam genutzt werden, redundante Arbeit vermieden.
- Transparenz: Änderungen und ihre Auswirkungen bleiben über alle Versionen und Varianten hinweg sichtbar.
- Traceability: Anforderungen, Modelle und Tests sind spezifisch für jede einzelne Version und Variante verbunden – der Digital Thread bleibt erhalten.
Erfolgsfaktoren für modernes Konfigurations- und Variantenmanagement
Ein wirksames Konfigurations- und Variantenmanagement braucht drei Dinge:
- Klare Produktstruktur: Variantenlogik, Merkmale und Regeln müssen definiert sein.
- Disziplinübergreifende Verknüpfung: Artefakte aus allen beteiligten Disziplinen (z.B. Anforderungsmanagement, Modellierung und Testmanagement) müssen entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu einer oder mehreren Varianten verbunden sein.
- Globale Konfigurationslogik: Nur wenn alle relevanten Artefakte im richtigen Kontext zusammengeführt werden, bleibt der Digital Thread intakt.
Dadurch wird nicht nur das Konfigurations- und Variantenmanagement stabiler, sondern das gesamte Engineering transparenter und nachvollziehbarer.
Konfigurations- und Variantenmanagement und andere Disziplinen
Konfigurations- und Variantenmanagement steht nicht für sich allein – es ist integraler Bestandteil einer durchgängigen Toolchain:
- Im Anforderungsmanagement werden optionale und verpflichtende Anforderungen definiert. Diese können sich nach Versionen oder Varianten unterscheiden.
- In der Systemmodellierung werden unterschiedliche Versionen und Varianten durch entsprechend angepasste Architektur- und Verhaltensmodellen abgebildet.
- In der Softwareentwicklung werden die Softwaremodule im Einklang mit den zu implementierenden Versionen und Varianten angepasst und weiterentwickelt.
- Im Testmanagement werden Tests variantenspezifisch definiert und ausgeführt, und deren Ergebnisse werden den verknüpften Artefakten zugeordnet für eindeutige Rückverfolgbarkeit.
- Über globale Konfigurationen werden diese Artefakte schließlich über die beteiligten Diszplinen hinweg miteinander verknüpft, um den vollständigen digitalen Zusammenhang herzustellen.
So entsteht eine konsistente Sicht auf das Gesamtsystem – unabhängig davon, wie viele Varianten oder Versionen gepflegt werden müssen.
Beispiele für gängige Tools im Variantenmanagement
IBM Global Configuration Management (GCM)
Zentrales Werkzeug zur Verwaltung von Konfigurationen über Disziplinen hinweg. Es verbindet Anforderungen, Modelle, Tests und Workflows zu konsistenten Produktkonfigurationen und bildet damit die Grundlage für den Digital Thread.
Hinweis:
Wenn Sie mehr über Versionen, Varianten, lokale und globale Konfigurationen erfahren möchten, lesen Sie bitte hier weiter: