Anforderungsmanagement
Anforderungen verstehen und richtig managen
Anforderungsmanagement bedeutet, Ideen, Wünsche und Ziele so zu erfassen, zu strukturieren und zu dokumentieren, dass alle dasselbe Verständnis des zu entwickelnden Systems haben. Es entsteht ein klares Bild sowohl für den Kunden als auch für die Entwicklung. Jede Anforderung wird nachvollziehbar dokumentiert, in Beziehung zu Design, Implementierung und Tests gesetzt und bei Bedarf versioniert. So bleibt auch bei Änderungen alles transparent und beherrschbar.
Der große Vorteil: Missverständnisse werden vermieden, Risiken frühzeitig erkannt und die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten einfacher und effizienter gestaltet.
Warum Anforderungsmanagement den Unterschied macht
Gut funktionierendes Anforderungsmanagement ist nicht nur in hochregulierten Bereichen wie der Automobil- oder Luftfahrtindustrie unverzichtbar. Auch in alltäglichen Entwicklungsprojekten schafft es eine klare und durchgängige Struktur – und löst damit die oft unübersichtliche und fehleranfällige Dokumentation von Anforderungen mit Word, Excel oder PDFs ab.
Damit legt Anforderungsmanagement das Fundament für Requirements Engineering: den Prozess der durchgängigen Entwicklung im Einklang mit den Anforderungen, übergreifend über Domänen und Disziplinen.
Von der ersten Anforderung über Änderungen im Projekt bis hin zur finalen Produktabnahme sorgt Requirements Engineering dafür, dass nichts verloren geht und alle Beteiligten Zugang zu denselben, jederzeit aktuellen Informationen haben.
Erfolgsfaktoren für durchgängiges Requirements Engineering
Durchgängiges Requirements Engineering erfordert den kontinuierlichen Abgleich der Anforderungen mit den entstehenden Engineering-Artefakten, einschließlich Feedbackschleifen und gegebenenfalls Korrektur sowohl der Anforderungen als auch der Artefakte, je nach Notwendigkeit.
Dies erfordert ein Anforderungsmanagement, das alle relevanten Stakeholder von Anfang an einbezieht, damit ein gemeinsames Verständnis entsteht. Anforderungen müssen immer in klarer, eindeutiger Weise formuliert werden können – je weniger Interpretationsspielraum, desto besser. Dafür ist es unerlässlich, dass neben natürlicher Sprache auch andere Notationen für die präzise Beschreibung von Anforderungen verwendet werden können.
Außerdem ist es essenziell, Anforderungen laufend zu pflegen und aktuell zu halten, da sie sich mit dem Projekt weiterentwickeln können.
Ein weiterer Schlüssel ist die durchgängige Rückverfolgbarkeit: Nur wenn jede Anforderung mit den korrespondierenden Artefakten aus Design, Entwicklung und Test verbunden ist, bleibt das Gesamtbild vollständig und verlässlich.
Wie Anforderungsmanagement mit anderen Disziplinen zusammenspielt
Anforderungsmanagement funktioniert nicht isoliert, sondern entfaltet seine volle Wirkung erst im Zusammenspiel mit anderen Disziplinen: als Basis für durchgängiges Requirements Engineering (RE).
Die Traceability von jeder Anforderung über allen im weiteren Verlauf des Projektes entstehenden Artefakten bildet das Rückrat des RE-Prozesses. Sie ermöglicht unter anderem kontinuierliches, regelmäßiges Monitoring der Realisierung der Anforderungen und kontinuierliche Verifikation und Validierung. Falls Verfeinerungen oder Änderungen erforderlich sind, werden diese durch einen definierten Prozess vorgeschlagen, geprüft und eingepflegt.
Beim Systemdesign und in der Softwareentwicklung fließen die Anforderungen direkt ein in die Design-Artefakte, wie z.B. Architekturmodelle, Schnittstellendefinitionen oder Softwaremodelle.
Im Testmanagement bildet die Rückverfolgung hin zu den Anforderungen die Grundlage für die Definition der Testfälle. Ergebnisse werden ebenfalls in die Verlinkung einbezogen, so dass sichergestellt ist, dass jede Anforderung korrekt implementiert worden ist.
Funktionierendes Variantenmanagement ist undenkbar ohne Anforderungsmanagement und darauf aufbauendes Requirements Engineering, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Produktvarianten präzise beschreiben zu können. Und schließlich spielt es im Qualitäts- und Compliance-Management eine zentrale Rolle, weil Anforderungen die Basis für Nachweise und Audits sind.
Nicht jede Anforderung ist eine gute Anforderung
Die Qualität von Anforderungen ist ein weiterer oft unterschätzter Faktor für gut funktionierendes Anforderungsmanagement. Wichtige Kriterien für die Qualität der Anforderungen sind unter anderem Eindeutigkeit, Notwendigkeit, Nachprüfbarkeit, Realisierbarkeit, Vollständigkeit und Konsistenz. Zur Beschreibung von Anforderungen kann theoretisch jede Notation geeignet sein, wenn damit eine gewünschte Eigenschaft präzise und eindeutig beschrieben werden kann.
INCOSE (International Council of Systems Engineering) hat Qualiätskriterien definiert, unter anderem: Notwendigkeit, Eindeutigkeit, Nachverfolgbarkeit und Verifizierbarkeit.
Lt. INCOSE soll eine Menge von Anforderungen außerdem vollständig, konsistent (widerspruchsfrei) und unter den gegebenen Constraints sinnvoll implementierbar sein.
Beispiele für gängige Tools im Bereich Anforderungsmanagement
IBM DOORS Next
IBM DOORS Next ist ein etabliertes webbasiertes Enterprise-Tool für komplexe Projekte. Es bietet umfassende Funktionen für Traceability, Versionierung und Zusammenarbeit – besonders stark in regulierten Branchen wie Automotive oder Aerospace.
Siemens Polarion
Polarion ist eine webbasierte Lösung, die klassische und agile Ansätze verbindet. Es unterstützt die durchgängige Verwaltung von Anforderungen und lässt sich nahtlos in Application-Lifecycle-Management-Prozesse integrieren.
Jama Connect
Jama Connect legt den Fokus auf einfache Bedienung und Kollaboration. Teams profitieren von einer klaren Nachverfolgbarkeit zwischen Anforderungen, Tests und Risiken, ohne übermäßig komplexe Strukturen aufbauen zu müssen.
TopTeam Requirements
TopTeam Analyst ist eine kompakte Lösung für kleinere bis mittlere Teams. Es bietet alle Kernfunktionen im Requirements Management und überzeugt durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Hinweis:
Wenn Sie mehr über Anforderungsmanagement und die Einsatzmöglichkeiten von IBM DOORS Next und IBM DOORS Classic erfahren möchten, lesen Sie bitte hier weiter: